Kinder brauchen Bewegung, damit sie sich gesund entwickeln und wohl fühlen können. Klettern, hüpfen, balancieren, schaukeln und rennen fördern nicht nur die motorischen, sondern auch die geistigen Fähigkeiten der Heranwachsenden. 

Der Bewegungsunterricht nimmt an der Waldorfschule einen großen Stellenwert ein. Neben Schule 2000 (das bewegte Klassenzimmer), den handwerklich/künstlerischen Fächern und  dem Eurythmieunterricht ist das Fach Sport der wohl bekannteste Unterricht, der sich die Bewegungsentwicklung des Schülers zum Ziel setzt. Es geht dabei nicht einseitig um die rein physische Entwicklung des Schülers, sondern auch die psychische Entwicklung ist unter Berücksichtigung der Menschenkunde Rudolf Steiners von großer Bedeutung, d.h. dem Zeitpunkt, wann, was, wie an die Kinder und Jugendlichen herangetragen wird, findet besondere Berücksichtigung. Psyche und Physis stehen in enger Verbindung zueinander  und eine gesunde Entwicklung beider Bereiche schafft die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Kindes und damit dient sie u.a. der Vermeidung von Lernstörungen.

So wird an einer Waldorfschule daher großer Wert auf die Bewegungserziehung gelegt. Meist bewegen sich Kinder heutzutage sowieso zu wenig, obwohl sich ihre Welt zum größten Teil durch Bewegung erschließt. Kinder sind aktiv, sie bewegen sich gerne mit spürbarer Freude und unermüdlicher Ausdauer. Für ihre gesunde, positive  Entwicklung benötigen sie ein breites Angebot an spiel- und erlebnisorientierten Aktivitäten für Drinnen und Draußen. Daher ist es unser Ziel dem Spiel- und Bewegungsdrang der Kinder zu entsprechen, um die verschiedenen Bereiche der kindlichen Entwicklung zu fördern, aber auch zu fordern. Diese sind:

  • Förderung des Gleichgewichtssinnes 
  • Förderung der Tonusregulation (Muskelhypotonie = verminderte Spannung und –hypertonie = gesteigerte/zuviel  Spannung )
  • Förderung der Raumwahrnehmung 
  • Förderung der Körperkoordination, Kreativität 
  • Förderung der sozial-emotionalen Kompetenz 
  • Förderung von Mut, Vertrauen, Selbstvertrauen 
  • Förderung von Konfliktfähigkeit, Kooperation, Teamfähigkeit 
  • Förderung von Akzeptanz und Toleranz 
  • Arbeit mit der Schwerkraft

Mit den verschiedenen Bewegungsfeldern als Unterrichtsinhalt bieten wir ein vielfältiges Angebot. 

Mit zunehmendem Alter der Schüler nehmen die exakte Bewegungsausführung, das Erlernen von Spielen mit und in Regelstrukturen, die unterschiedlichen Sportarten und deren Ausübung einen größeren Stellenwert ein. Hier gilt es mit großem Eifer der gelegentlich einsetzenden Bewegungsfaulheit entgegen zu arbeiten, was der Jugendliche dann zunehmend selbst in die Hand nehmen sollte. Neben dem eigenen Sporttreiben erschließt sich den Jugendlichen die Bewegungs-, Sport- und Spielkultur. Üben und Trainieren sind nun immer wichtiger.

Sehr glücklich sind die Sportlehrer über die vielen zusätzlichen Möglichkeiten an unserer Schule ein Bewegungsangebot im Nachmittag anzubieten. So haben wir am Nachmittag  ein großes Zirkus – Angebot“ und „Fahren mit Inlinern“. Hier kann man seinen Bewegungsdrang unter fachlicher Anleitung entdecken, erweitern und pflegen.

Außerdem bietet die Schule unseren 12-Klässlern die Möglichkeit über den Landessportbund die Übungsleiterlizenz zu erwerben. So sind wir stolz, dass schon einige Schüler von uns im obigen Angebot als Übungsleiter oder Helfer  mitarbeiten. 

Fotos: Karl-Heinz Scharpey

Die neunten Klassen haben Klettern an Topropewänden als Unterrichtsfach. Das Unterrichtsvorhaben wird in Zusammenarbeit mit dem Kletterzentrum Neoliet durchgeführt. 

Versuchen sie einmal, sich in einen Blinden hineinzuversetzen oder auch in einen Taubstummen und jemand versuchte, ihnen hell, dunkel, eng oder weit nahe zu bringen. Sie werden vielleicht gewahr, wie sehr sie an dem festhalten, was sie an eigenen Begriffen mitbringen.

Nun stellen sie sich noch vor, wie Kaspar Hauser nicht einmal Begriffe für den Raum, seine Richtungen, Farben, Laute, Töne usw. zu haben, und jemand versuchte, ihnen auch diese zu vermitteln.

Jaques Lusseyran schreibt in seinem Buch „Das wiedergefundene Licht“, dass es ein Glück im Unglück für ihn war, als junger Mensch zu erblinden, in einer Entwicklungsstufe also, in der er noch nicht so von Gewohnheiten geprägt und somit noch sehr offen für andere Sinneswahrnehmungen war. Vor allem als Erwachsener hat man ja feste Gewohnheiten, die keiner Erklärung mehr bedürfen. Die Bewegungen verstehen sich sozusagen von selbst. Das Ungewohnte infrage zu stellen wird dagegen schon Gewohnheit.

Angenommen sie wären in den eben erwähnten Situationen der Vermittler. Sie hätten sich die Vermittlung von Ungewohntem bzw. die Veränderung von Gewohnheiten zur Lebensaufgabe gemacht und würden ständig gefragt, was sie denn eigentlich da machten. Versetzen sie sich also einmal in einen Eurythmisten.

Mittlerweile kann man die Eurythmie eigentlich nicht mehr als junge Kunst bezeichnen, und doch gehört sie außerhalb des Waldorfumfeldes eher noch zum Ungewohnten. Ein Eurythmist hat folglich ständig auf zwei Ebenen zu kämpfen: nämlich zum einen in seiner Verwirklichung als Künstler und zum anderen in der Vermittlung und Begründung seiner Kunst selbst.

In der Eurythmie werden das Hören (Sprache/Musik) und das Sehen (Farben/Raumformen) auf eine ganz eigene Art ergriffen. Die Folge davon ist eine Sensibilisierung im Erleben von Raum und Zeit und eine Steigerung sowohl des Bewegungsgefühls als auch des Erinnerungsvermögens. Der Körper spricht und erinnert sich!

Bei der Vorstellung, alle Bewegungsabläufe und Raumformen aus dem Kopf machen zu müssen, wird klar, dass die Sprache ja noch etwas stark vom Intellekt Gesteuertes beinhalten mag, die Bewegung dies jedoch nicht mehr zulässt, will sie nicht in einer Mechanisierung erstarren.

Im Ringen um Ausdruck erfüllt sich die Bewegung mit Sinn und gewinnt an Lebendigkeit. Ebenso wie sich schließlich die Physiognomie als Ergebnis seelischer Entwicklung verändert, geht auch hier der Verwandlungsprozess bis ins Physische.

Voraussetzung für eine solche innere Aktivität ist höchste Aufmerksamkeit, die wiederum ein freiheitliches, durch nichts zu erzwingendes Moment darstellt. In dieser freiwilligen Aufmerksamkeit liegt zugleich eine Kraft, in der der Einzelne durch die Gruppe über sich hinauswachsen kann. Man bildet gemeinsam Raum, wird zum Teil eines Ganzen!

Man kann, um mit Lusseyran zu sprechen, erleben, dass das innere Leben mehr als nur eine persönliche Angelegenheit ist.

H. Hoff

Im Kinderzirkus gibt es viele kleine Gruppen, die verschiedene Sportarten spielerisch erlernen, um das Gelernte in einer alljährlichen Zirkusshow darzubieten.

mehr dazu: Erziehungskunst: Der pädagogische Wert der Zirkuskünste 

Das aktuelle Angebot des Kinder- und Jugendzirkus finden Sie unter: http://1fsv-ruhrtal.de/zirkus.html