In Zusammenhang mit unserer Konzeption der Lernbegleitung führen wir in der Oberstufe der Rudolf Steiner Schule Bochum mit allen Schülern der 9. bis zur 12. Klasse am Anfang des Schuljahres systematisch ein Lernbegleitungsgespräch. Es richtet sich nicht nur auf einzelne Leistungen bzw. Leistungsschwächen, sondern bezieht die Situation, die Bedingungen, die Voraussetzungen und die Lernbiographie der Schüler mit ein.

Weitere Informationen zur Oberstufe unter: Überblick Klasse 9 bis 13 OberstufenprojekteAbschlussportfolioBerufsorientierungComeniusprojekte

Wir haben uns in der Waldorfschule bei der Leistungsbewertung aus gutem Grund für die Form des Textzeugnisses entschieden, um die pädagogisch negative Auswirkung der Zensurenzeugnisse zu vermeiden. Die Schüler brauchen aber noch zusätzlich eine individuelle Hilfe für das Lernen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie die Leistungsbewertung auch zur Lerndiagnose und Lernhilfe werden kann. Eine wichtige Funktion der Leistungsbewertung ist die Hilfe zur Selbststeuerung der Schüler zum selbständigen Lernen. Die Schüler sollen mit dem Arbeitsprozess nicht alleine gelassen werden. Das Erfassen der Prozessleistung ist das Hauptanliegen der Lernbegleitung. Kontrolle und Bewertung müssen nicht nachträglich, sondern vor und während des Lernprozesses integriert werden. So werden die Schüler verantwortliche Mitgestalter des Unterrichts. Der Lehrer ist nicht mehr nur Wissensvermittler, Prüfer und Beurteiler, sondern auch Lernbegleiter. Zu diesem Zweck erhalten unsere Oberstufenschüler eine Dokumentation in Form einer Sammelmappe, die neben dem Epochen- und Stundenplan auch die Anforderungsprofile der verschiedenen Unterrichtsfächer enthält. Die Schüler sammeln in dieser Mappe u.a. Rückmeldebo­gen aus den Epochen und Fachunterrichten und können damit selbst ihren Lernprozess wahrnehmen, begleiten und einschätzen. Der Rückmeldebogen ist eine besondere Form des Lehrerkommentars und der Selbsteinschätzung des Schülers. Er gewährleistet eine klare Zuordnung der Bewertungsgrundlagen und gibt eine inhaltlich differenzierte Bewertung, wie der Lehrer und der Schüler selbst eine Arbeit wertschätzen oder kritisieren. Wesentliche Hilfen und Voraussetzung für das selbständige Lernen sind der Schulkalender, der die Schüler am Anfang des Schuljahres zur Unterrichtsplanung erhalten, die Mappe, in die Rückmeldungen der Lehrer und die SchülerInnenrückblicke eingeheftet werden, sowie der Methodenplaner. dazu auch: http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/2007/0107p003deVries.pdf

Foto: Harald Thon

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Im Mittelpunkt der Konzeption der Lernbegleitung steht das Lernbegleitungsgespräch. Schüler und Lehrer übernehmen bewusst in enger Kooperation gemeinsam Verantwortung für das Lernen und auch für die Leistungsbewertung. Die Arbeit an der Qualität wird zu einer gemeinsamen Aufgabe! Es bezieht die Situation, die Bedingungen, die Voraussetzungen und die Lernbiographie der Schüler mit ein. Insbesondere wird nach Lernbehinderungen und förderlichen Momenten in der Situation gesucht. Die Fähigkeiten und die Stärken finden mehr Aufmerksamkeit als die Schwächen. Gesprächsteilnehmer sind in der Regel der Schüler, der Klassenbetreuer und ein Kol­lege aus dem Klassenkollegium. Grundlagen für das Lernbegleitungsge­spräch können die Schülerselbstevaluation, die Zeugnisse und die Rück­meldebogen aus dem Unterricht sein. Das Gespräch wird protokolliert und in der Lernbegleitermappe abgelegt . Es kann ein zweites Lernbegleitungsgespräch stattfinden, we­nigstens für Sorgenkinder und auf Wunsch der Schüler selbst. Weitere Lernbegleitungsgespräche können bei Bedarf am Elternsprechtag sein.

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Definition: Der Lernbegleiter ist eine Sammelmappe und enthält Informationsmaterial und Unterlagen zum selbstständigen Lernen. Die Mappe beinhaltet

 

 

  • Anforderungsprofile für die verschiedenen Fächer
  • Regelungen zur Epochenheftabgabe, zur Orchester- und Chorzugehörigkeit, zum Wechsel der Religionsgruppe, zu Beurlaubungen, Auslandsaufenthalten und zu den Einsprachlern,
  • Informationen zur Raucherverordnung, zu den staatlichen Abschlüssen, zum Waldorfabschluss mit dem Abschlussportfolio und zu den Jahresarbeiten,
  • Auszüge aus der Schulordnung

Im Verlaufe der Jahre können/sollten in der Mappe abgeheftet werden:

 

  • Selbstevaluationen der Schüler
  • Protokolle der Lernbegleitungsgespräche
  • Rückmeldebögen aus den Unterrichten
  • Kopien der Zeugnisse

Handhabung: Im Verlaufe der 9ten Klasse wird der Lernbegleiter in der Verfügungsstunde vorgestellt und mit den Schülern auszugsweise gelesen. Die Schüler können dann wählen, ob sie den Lernbegleiter mit nach Hause nehmen oder nur auf die Präsenzexemplare in der Klasse zurückgreifen wollen.

Auf einem nachfolgenden Elternabend wird auch den Eltern der Lernbegleiter im Rahmen der Informationen über das Gesamtpaket “Abschlussportfolio“ (Lernbegleiter, Abschlussportfolio-Mappe, Papier- und Kopierkosten für die Dokumente und der Schülerkalender jedes Jahr) vorgestellt. Sie werden über die Wahlmöglichkeit ihrer Kinder informiert und können, falls ihre Kinder auf einen Lernbegleiter zuhause verzichtet haben, auf eigenen Wunsch ein Exemplar mitnehmen. Die Kosten belaufen sich auf 29,50€ für das gesamte Paket, egal ob der Lernbegleiter mit nach Hause genommen wird oder nicht.

Die Fachlehrer bemühen sich am Beginn des Schuljahres mit den Schülern über die Anforderungsprofile zu sprechen und wenn möglich gegen Ende des Schuljahres die Schüler einen Rückblick schreiben zu lassen, was im Unterricht gearbeitet wurde, was sie in diesem Schuljahr hinzugelernt haben und was sie im nächsten Schuljahr noch üben wollen. Auf diesen Rückblick kann der Fachlehrer am Beginn des neuen Schuljahres, aber auch z.B. bei Elternsprechtagen noch einmal zurückkommen. Die Rückblicke werden in den Lernbegleiter abgeheftet und können am Ende der 12ten Klasse zur Erstellung eines persönlichen Kompetenzprofils dienen.

Die Klassenbetreuer führen, wenn die Situation nicht eine andere Vorgehensweise erfordert, bei den Lernbegleitungsgesprächen Protokoll, machen eine Kopie für die eigenen Unterlagen und händigen dem Schüler das Original zum Abheften im Lernbegleiter aus. Beim nächsten Gespräch kann auf dieses Protokoll zurückgegriffen werden.

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