Unsere Unterstufe umfasst die Klassen 1-8. Im Folgenden stellen wir Ihnen das Konzept unserer Schule in der Unterstufe vor.

Jeden Morgen werden die Kinder von ihrem Klassenlehrer in ihrem eigenen, vertrauten Klassenraum mit Handschlag begrüßt. Wenn sich um kurz vor 8 Uhr die Klassentür hinter ihnen schließt, tauchen sie gemeinsam in eine reiche Welt des Lernens ein, die ihr Bedürfnis nach lebendiger Bewegung ebenso aufgreift wie ihre manchmal noch träumende Anteilnahme an den Bildern und täglichen Erzählungen ihres Klassenlehrers.

Sprache, Musik, Rhythmus und Bewegung werden in einem rhythmisch gegliederten Wechsel geübt. Die bei den jüngeren Kindern oft noch reichen Nachahmungskräfte helfen ihnen, Gedichte, Lieder, aber auch das "1x1" aktiv aufzunehmen.

Durch ihr fortlaufendes künstlerisches Üben erwerben die Kinder einen reichen Erfahrungsschatz im differenzierten Wahrnehmen und schöpferischen Gestalten - zwei Grundkräften eines Lernens, das neben den kognitiven Kräften der Kinder auch ihr Gefühls- und Willensleben anregen will. Das gemeinsame Üben hilft den Kindern auch, sich als Gemeinschaft zu erleben und fördert ihre Fähigkeit, mit Konflikten umzugehen. Angesichts des zunehmenden Bewegungsmangels gewinnt dieser "rhythmische Teil" des Unterrichtes eine zunehmende Bedeutung als Mittel, mögliche daraus resultierenden Entwicklungsrückstände aufzuholen.

Der Schulvormittag beginnt immer mit dem so genannten Hauptunterricht, der vom Klassenlehrer von 8.00 Uhr bis 10.00 Uhr erteilt wird. Gelernt wird in Epochen, während derer ein Fach (Formenzeichnen, Rechnen, Schreiben, in der 3. Klasse auch verschiedene Handwerke, der Hausbau und die Landwirtschaft sowie eine erste Heimat- und Tierkunde in der 4. Klasse) über mehrere Wochen den täglichen Schwerpunkt der Arbeit bildet. Den gelernten Stoff fassen die Kinder in individuell gestaltetenHeften zusammen.

Im Fachunterricht wechseln sich praktisches Tun (Handarbeit, Spielturnen, Sinnesschulung) und künstlerische Bewegung in der Eurythmie, im Malen, Singen und Musizieren sowie von der ersten Klasse an das Üben der Fremdsprachen ab.

Mit jedem neuen Schuljahr erweitert sich der Horizont der im Unterricht behandelten Stoffgebiete, bis am Ende der achten Klasse die ganze Welt in das Blickfeld der jungen Menschen gerückt ist.

Der Prozess, durch den eine neue Erkenntnis gewonnen wird, ist auch für das "lernen-Lernen" genauso wichtig wie das erinnerbare Ergebnis, das dabei errungen wird. Eigenes Handeln, die künstlerische Auseinandersetzung mit der Materie und mit zunehmendem Alter auch die selbstständige Begriffsbildung durchziehen alle Unterrichtsgebiete. Werken und Gartenbauunterricht treten zur Handarbeit hinzu. Von der in der vierten Klasse einsetzenden Heimatkunde geht es in der fünften Klasse weiter zur Geographie Deutschlands, dann Europas und in der achten Klasse schließlich zu einer ersten Gesamtschau der völkerkundlichen und geographischen Differenzierung der ganzen Erde.

Die Naturwissenschaften entwickeln sich von der ersten Menschen- und Tierkunde in der vierten Klasse über die Pflanzen- und Gesteinskunde bis zur Ernährungslehre und Astronomie im siebten und zur Anatomie und Sexualkunde im achten Schuljahr.

Im sechsten Schuljahr beginnt die Physik, im siebten die Chemie. In beiden Fächern bilden die genaue Beobachtung und die nüchterne, getreue Wiedergabe der Phänomene den Ausgangspunkt für eine neue Qualität des Denkens: das selbstständige Erkennen von Kausalitäten.

Im fünften Schuljahr findet der Übergang von der Mythologie, die im Erzählstoff der Unterstufe eine wichtige Rolle spielt, zum eigentlichen Geschichtsunterricht statt. Bis zur achten Klasse wird in exemplarischen Erzählungen ein Bogen von der Urgeschichte bis in die Gegenwart gespannt. Oft werden geschichtliche Zusammenhänge durch das Erarbeiten von Biographien erlebbar gemacht. 

Foto: Reinhold Marsollek

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Unsere Flexible Schuleingangsphase ermöglicht es Kindern, die zwar nach der Stichtagregelung schulpflichtig, jedoch unseren Beobachtungen beim Aufnahmeverfahren nach noch nicht schulreif sind, einen entwicklungsgerechten und kindgemäßen Übergang vom Kindergarten in die Schule.

Ein Jahr lang haben die Kinder die Chance zu reifen.  

Ein rhythmischer Tagesablauf, künstlerische Betätigung, Naturerlebnisse und die spielerische Hinführung zu den Grundlagen für schulisches Lernen sind uns dabei ein Herzensanliegen. Das Konzept basiert auf den Grundlagen der Waldorfpädagogik und wird von ausgebildeten WaldorfpädagogInnen umgesetzt.

Wir unterstützen die Kinder in ihrer Sinnesentwicklung, ihrem Vertrauen in die eigene Persönlichkeit und ihrer Sozialkompetenz und schaffen damit gesunde Grundlagen für das schulische Lernen. Auch solche Kinder des letzten Kindergartenjahres, die ein Mehr an Forderung, Förderung und Anregung brauchen, können gerne zu uns kommen.

Das Konzept umfasst: Waldtag - Naturerleben - Sinnesschulung - Bewegung - Freispiel - Handwerk - Formenzeichnen - Malen - Musik - Sprachen - Zahlen- und Mengenerkundung -Förderung sozialer Fähigkeiten

Während der Schulzeit sind wir täglich von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr für die Kinder da.

Foto: Jan Kröger

Mehr  zum Thema Schulreife in "Erziehungskunst" 07/0 11: Was ist Schulreife? von Elke Schaffrath

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In den ersten drei Klassen werden die Tische durch leicht transportierbare Bänke ersetzt , Stühle werden durch Sitzkissen ausgetauscht , die die Sitzhaltung der Kinder unterstützen und sich den Körperbewegungen anpassen. Dem natürlichen Bewegungsbedürfnis der Kinder kommt dieses Mobiliar sehr entgegen, zumal der Klassenraum schnell in eine große Spiel- und Arbeitsfläche verwandelt werden kann. In den Unterricht hinein geflochten sind durch diese neuen Möglichkeiten viele Bewegungselemente, die zuvor so nicht möglich waren.

Die entstandene größere freie Fläche bietet bessere Voraussetzungen zur Schulung der leiblichen Sinne, der körperlichen Wendigkeit und der Ausdrucksmöglichkeiten. Das Bedürfnis nach Bewegung aufzugreifen ist ein erklärtes Ziel unserer Pädagogik und soll durch dieses Modell noch mehr berücksichtigt werden. Da der Klassenlehrer während der gesamten Unterrichtszeit, also auch in den Fachunterrichten mit den Kindern zusammen ist, kann sich ein enges soziales Gefüge innerhalb der Klasse entwickeln, und die Kinder erleben Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Geborgenheit.

 Wolfgang Auer: Das Bochumer Modell - Ein Stein des Anstoßes. in Erziehungskunst 2005 

Alexa Pelzer: Bewegte Lehrer, bewegte Schüler ein Jahr mit dem Bochumer Modell in Erziehungskunst 2005

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Angeregt von Rudolf Steiner haben Lehrinhalte und Methoden der Waldorfpädagogik die Aufgabe, alterstypische ebenso wie die individuelle Entwicklung zu unterstützen.

Dieses wird insbesondere in den ersten Klassenstufen durch die Gestaltung eines bildhaften Unterrichtserlebens versucht. Durch Erzählungen und Erfahrungen in reichhaltigen Lebens-und Erlebensfeldern erfährt das Kind intensiv eine soziale Wirklichkeit und wird zur aktiven Mitgestaltung angeregt.

Die Unterrichtsinhalte sollen das Seelenleben des Kindes bereichern und in Bewegung bringen - das Erlebnis “Die Welt ist schön“ kann somit entstehen.

Eng an dieses Erleben gekoppelt, ist die Persönlichkeit des Klassenlehrers. Diese intensive Schüler-Lehrer Beziehung, die im Idealfall acht Jahre beträgt, ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal unserer Schule. Gerade in dieser Altersstufe können dadurch Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Fächern zu einer einzigartigen Vertiefung gelangen. Auch die ansprechende Ausgestaltung der unmittelbaren Umgebung des Kindes, der Klassenraum, wird durch die Lehrerpersönlichkeit entscheidend beeinflusst. Jahreszeitlicher Schmuck, thematisch passende, künstlerisch gestaltete Tafelbilder, einladend gedeckte Tische zum gemeinsamen Frühstück (in den unteren Klassen) tragen ebenso zur hohen Qualität bei, wie die Verwendung von hochwertigen Arbeitsmaterialen. So kann beispielsweise  bestmögliches Gedeihen und Entfaltung unterstützt werden. Kompetenzentwicklung und  Fähigkeitenentwicklung von Anfang an!

Die Einführung und Gestaltung der Unterrichtsinhalte orientieren sich an den altersgemäßen Entwicklungsschritten des Kindes. Dadurch fördert der Unterricht bei ALLEN Kindern - unabhängig vom vorliegenden Leistungsniveau - die Lernfreude, die Lernbegeisterung und  die Kreativität. Gerade auch sog. „Quereinsteiger“ profitieren von dieser Vorgehensweise. Der Unterricht ist also ganzheitlich ausgerichtet, der Mensch als Ganzes steht im Mittelpunkt und nicht nur seine kognitive Leistungsfähigkeit.

Vielfalt, Heterogenität, Klassengemeinschaften ohne Auslese - alles Grundgedanken der Inklusion – sind uns von jeher ein Selbstverständnis. Unsere individuellen Förderkonzepte, die i.d.R. auf Einzelförderung angelegt sind, berücksichtigen daher die schwächeren Schüler ebenso wie die begabteren Schüler. Darüber hinaus kann unser Therapieverein  Kinder und deren Elternhäuser bei Bedarf zusätzlich unterstützen.

Das Unterstufenkonzept “Schule 2000“, das „Bochumer Modell“ hat seit nunmehr als zehn Jahren Einzug in die unteren Klassenstufen gehalten. Mittlerweile profitieren weltweit Schulen von diesem, seinerzeit von Herrn Wolfgang Auer inaugurierten Modell, zur Befähigung und Pflege der Sinnesentwicklung, Bewegungsfähigkeit, Bindungsvermögen und Rhythmusfähigkeit sowie nicht zuletzt der Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit. Haben wir in diesen Bereichen für die Kinder ein stabiles Fundament gelegt, kann sich dies nicht nur positiv auf das Erlernen der Kulturtechniken, sondern auf die gesamte spätere Lebensqualität auswirken.

Schon seit ihrer Gründung  bestand an unserer Schule der besondere Impuls zur Musik und der musikalischen Pflege. So ist es absolut einmalig, dass unsere Schülerinnen und Schüler bereits ab der ersten Klasse zwei Instrumente erlernen - einmal ist es das Spiel auf der pentatonischen Flöte und zum anderen das Spiel auf der siebensaitigen Kinderharfe. Ab dem dritten Schuljahr wird das Klassenmusizieren mit Blockflöten und Leiern fortgeführt. Das Spiel auf den 27- oder 35 saitigen diatonischen Leiern vom 3. bis 6. Schuljahr als eigenes Unterrichtsfach, stellt eine Besonderheit  in Bezug auf den Fächerkanon der Waldorfschulen dar. Gerade das Leierspielen fasziniert die Kinder immer wieder durch seinen zarten, unaufdringlichen Klang.

Das lebendige, musikalische Strömen, das aufmerksame, achtsame Hinhören öffnet Ohr und Herz letztlich zum Verstehen. Nicht zuletzt werden musiktheoretische Inhalte wie Tonleitern, Intervalle, Dreiklänge oder Kadenzen anschaulich und praktisch umsetzbar.

Das Musikprojekt „Jedem Kind sein Instrument“, welches vor über zehn Jahren seine Wiege an unserer Schule hatte, ermöglicht es den Kindern ein weiteres Instrument zu erlernen. In kleinen Gruppen werden die Kinder mit dem Instrument und der orchestralen Arbeit vertraut gemacht. Daraus entstanden  ist eine Orchesterlandschaft mit diversen Musiziergruppen und Klassenorchestern, die sicherlich ebenso einmalig ist: Neben den zwei großen Orchestern der Mittel-und Oberstufe, haben  wir zurzeit  achtzehn klassenübergreifende Gruppen! Dazu kommen noch unsere Chöre und hin und wieder Musicalprojekte. Mittlerweile bestätigen wissenschaftliche Studien, dass das aktive Musizieren vielfältige geistige, intellektuelle, soziale und emotionale Fähigkeiten ausbildet. Die günstige Auswirkung der Schulung der Feinmotorik auf die Lern-und Gehirnleistungen ist ja schon seit langem bekannt.

In diesem Zusammenhang ist es lohnend unsere „Musikfördergemeinschaft“ zu erwähnen. Vor über dreißig Jahren als Elterninitiative gegründet, verfolgt sie noch heute das Ziel, Kindern durch den Verleih von Instrumenten die Möglichkeit zu geben, am Instrumentalunterricht teilzunehmen.

Einen weiteren Unterrichtsschwerpunkt in den unteren Klassen stellt das Formenzeichnen dar. Oft wird sein Wert nur auf die Grundlage für das Schreiben lernen und für das Geometrieverständnis verkürzt, kann dieser hochgradig, künstlerische Prozess doch viel mehr - vor allem hinsichtlich der Persönlichkeitsbildung und der gesunden  Sinnesentwicklung-und Schulung. Durch die Stärkung der Üb- und Konzentrationsfähigkeit legt es damit Grundlagen für ein lebenslanges Lernen.

Ein weiterer wesentlicher Faktor unserer Schule ist der Eurythmie-Unterricht von Anfang an. Sein künstlerischer Aspekt, die Eurythmie als darstellende Kunst, lebt hier in besonderer Weise. Die Eurythmie ist eine den Willen stärkende, ihn ergreifende Kunst. Gerade in der heutigen Zeit kommt es darauf an, den Willen zu üben und zu schulen, so dass er dem Menschen für das, was er sich zu tun vorgenommen hat, auch wirklich zur Verfügung steht. Die soziale Wahrnehmung, die Selbstsicherheit in diesem Kontext, das sich einordnen können und das auf den Punkt präsent sein können in einem Gesamtzusammenhang – all diese Kompetenzen werden durch die Eurythmie äußerst günstig beeinflusst.

Nachfolgend finden Sie eine Auflistung aller möglichen Unterrichtsinhalte dieser Altersstufe, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Nach und nach werden wir die ausführliche Ausgestaltung  und stetige Weiterentwicklung dieser Positionen fortsetzen:

Schreiben, Lesen, Grammatik (Deutsch), Beschäftigung mit einer großen Vielfalt an Literatur

Englisch, Französisch, Russisch

Rechnen, Mathematik, Geometrie,

Heimatkunde, Geografie,

Naturkunde, Biologie, Geologie, Astronomie,

Handarbeit, Werken

Handwerkerepoche, Feldbau, Hausbau, Gartenbau

Physik, Chemie,

Religion

Kunst, Malen, Zeichnen, Plastizieren

Sport, Spielturnen, Schwimmen

Halbjahresarbeit

Theaterprojekte, Achtklassspiel

Zirkussprojekte

Klassenfahrten, Praktika

Foto: Angelika Scharpey

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Die hohe Anzahl an Wochenstunden in der eigenen Klasse sowie der große Handlungsfreiraum der  Klassenlehrer bieten unzählige Möglichkeiten, die Lerninhalte der Unter- und Mittelstufe in Projekten praktisch, handwerklich oder künstlerisch umzusetzen oder zu vertiefen:

So erleben Erst- und Zweitklässler ihren Naturkundeunterricht während wöchentlicher Waldspaziergänge, die Drittklässler in drei vierwöchigen praxisnahen Unterrichtseinheiten: der Feldbau-, der Handwerker- und der Hausbauepoche.

Tatkräftig bestellen die Kinder ein ganzes Jahr lang das Feld eines Bauern, pflügen, eggen und säen im Herbst, pflegen und beobachten ihre Saat ein Jahr lang, bis das reife Getreide im folgenden Sommer geerntet und gemeinsam zu Brot gebacken wird.

In der Handwerkerepoche lernen die Kinder verschiedene ursprüngliche Handwerke kennen: Es wird u.a. genäht, getöpfert, geschreinert und geschmiedet, wenn möglich in benachbarten oder in den schuleigenen Werkstätten, so dass die Kinder die „Meister vom Fach“ in Aktion erleben und es ihnen selbst nachtun können.

In der Hausbauepoche lernt man Verbunde mauern und setzt auf dem Schulhof oder in der Nachbarschaft ein kleines Bauprojekt gemeinsam in die Tat um. Manche Klassen fahren auf Klassenfahrt, um im Wald in Eigenregie Hütten zu bauen.

In der fünften Klasse kann z.B. die griechische Geschichte zur Durchführung einer richtigen Olympiade inspirieren, der Naturkunde- und Geographieunterricht der 6. bis 8. Klassen zu intensiven gemeinsamen Rad- Kanu- oder Wandertouren, zu einwöchigen Biologie-, Geologie- oder Astronomie-Projekten. Obligatorisch ist das Forstpraktikum der siebten oder achten Klassen: angeleitet von ausgebildetem Fachpersonal lernen die Schülerinnen und Schüler mindestens eine Woche lang in Kleingruppen die Arbeit des Försters kennen und setzen sich intensiv mit Fragen des Naturschutzes auseinander.

Je nachdem, welche Schwerpunkte ein Klassenlehrer in der jeweiligen Jahrgangsstufe setzt, stehen außerdem fast in jedem Jahr musisch-künstlerische oder theaterpädagogische Projekte in verschiedensten Größenordnungen an! So wird Schule zum Erlebnis – sicher nicht nur für die Kinder, - auch für die Eltern!

 Vera Ostheider-Rombeck

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Alle Kinder einer Jahrgangsstufe haben die Möglichkeit, aus den angebotenen Instrumenten das Instrument ihrer Wahl zu spielen: Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Querflöte, Gitarre, Trompete oder Posaune. Dabei werden sie zwei Mal in der Woche für 30 Minuten in Gruppen von 3-4 Schülern unterrichtet. Indem der Unterricht während der Schulzeit stattfindet, müssen die Eltern nicht noch zusätzliche Fahrten in der Woche leisten, um an eine Musikschule o.ä. zu gelangen. Es entfällt die Mühe, sich um die Anschaffung eines geeigneten Instruments kümmern (siehe Musikfördergemeinschaft) und die Eltern haben nicht das Problem, einen Lehrer finden zu müssen. Da der Unterricht während der Schulzeit stattfindet, kann zweimal in der Woche unterrichtet werden, was zu Beginn des Erlernens eines Instruments von großem Vorteil ist. Die Kinder motivieren sich in den Gruppen gegenseitig, so dass eine positive Unterrichtsatmosphäre entsteht. Leistungsdifferenzierung wird angestrebt, indem auch verschiedene Aufgaben gegeben werden. Schüler, die schon ein paar Lieder für „Feinschmecker“ dazugelernt haben, können diese während der Stunde einzeln vortragen, oder andere Kinder spielen mit einfacheren Stimmen/Aufgaben dazu. Auch bei einem Konzert kann in verschiedensten Besetzungen musiziert werden. Wir werden uns bemühen, auch diejenigen Kinder bei einem Konzert und den dazugehörigen Proben zu integrieren, die nicht am Projekt teilnehmen, weil sie schon früher ein Instrument zu spielen angefangen haben. Da in jedem Jahrgang meistens zwei Instrumentengruppen zustande kommen, die beim gleichen Lehrer Unterricht bekommen, ermöglicht dies, dass jeder Lehrer nach dem ersten Jahr des Musikprojekts die Gruppen umbesetzen kann, um individueller auf die Lerntempi der Kinder eingehen zu können.

Die Waldorfschule arbeitet aus ihrem Menschenverständnis heraus kind- und altersgemäß. Daher gibt es eine klare Verteilung der zu erlernenden Fähigkeiten in den verschiedenen Altersstufen, bzw. Klassen Die Instrumentallehrer versuchen einen Instrumentalunterricht zu entwickeln, der möglichst Hand in Hand mit dem Schulunterricht der Waldorfschule einhergeht. Dabei ist die inhaltliche, wie auch die methodische Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern und den Musiklehrern besonders wichtig und auch hilfreich: Lieder, die im Unterricht gesungen werden, können auf dem Instrument gelernt, oder umgekehrt Lieder und Sprüche, die für den Instrumentalunterricht wichtig sind, wenn sie dazu geeignet sind, im Schulunterricht aufgenommen werden. Auf diese Weise ist ein Lernen über die Sinne und die Erfahrung möglich

Der erste Schritt: Das Instrumentenkarussell

Alle Kinder der 1. Klassen bekommen jeweils nach Ostern die Möglichkeit, alle angebotenen Instrumente kennen zu lernen. Dabei wird ihnen vorgespielt und sie dürfen selber versuchen. Das Instrumentenkarussell kann als erweiterter Musikunterricht – Instrumentenkunde – aufgefasst werden. Diejenigen Kinder, die ein Instrument erlernen wollen, dürfen sich eines aussuchen, diejenigen Kinder die später nicht am Musikprojekt teilnehmen, lernen etwas über die Vielfalt der Instrumente kennen und diejenigen, die schon ein Instrument spielen, können einmal probieren, wie sich ein anderes Instrument anfühlt und wie es klingt. Das Instrumentenkarussell ist für die Eltern kostenlos!

Wenn die Kinder, die am Musikprojekt teilnehmen werden, sich für „ihr“ Instrument entschieden haben – dies wird von den Eltern und Lehrern begleitet - werden die Instrumentengruppen eingeteilt. Kurz nach den Sommerferien beginnt der Unterricht.

Gruppenunterricht

Je nachdem, wie die Kinder gewählt haben, gestalten sich die Gruppen mit 3-4 Kindern. Größere Gruppen haben sich in diesem Alter für uns nicht bewährt. Der Gruppenunterricht bietet die Möglichkeit, in den verschiedensten Fähigkeiten zu spielen und zu musizieren: Ein Schüler kann auch einmal der Lehrer sein, Vor- und Nachspiel kann geübt und in verschiedenen Rollen erfunden werden usw. Dies fördert ein waches Mithören beim Spielen, Tonvorstellungen werden gebildet und Klänge und Spieltechniken können erforscht, Führen und Folgen usw. geübt werden. Erste improvisatorische Übungen zu musikalischen Klangphänomenen, Bogen- und Fingertechnik (entsprechend bei den Bläsern) können mit Hilfe von Bewegungsspielen und Geschichten in der Gruppe besser realisiert werden, als im Einzelunterricht. Durch gemeinsame Liedauswahl ist es möglich, auch gemeinsam in anderen Gruppenbesetzungen zu musizieren oder im Krankheitsfall zu vertreten.

Zu den Instrumentallehrern

Nicht jeder der Instrumentallehrer hat Erfahrung im waldorfpädagogischen Schulunterricht. Umso wertvoller ist daher der regelmäßige Austausch der Instrumentallehrer mit den Klassen- und Musiklehrern über Material, Übungen und pädagogische Vorgehensweise im Unterricht. Auch hospitieren wir gegenseitig, denn jeder Lehrer bringt doch eigene Methoden, Erfahrungen und Ideen mit. Die Lehrer empfinden dies als sehr fruchtbar, da man es als Instrumentalpädagoge doch eher gewohnt ist, seinen Unterricht „im stillen Kämmerlein“ zu absolvieren.

Die Instrumentallehrer treffen sich regelmäßig, um sich in allen Fragen auszutauschen und die Organisation zu besprechen.

Elternarbeit

Die Einführung des Instrumentalunterrichts kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Eltern sich für den Instrumentalunterricht engagieren und die Idee des Musikprojekts mittragen. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Information der Eltern über die positiven Auswirkungen des Instrumentalunterrichts, aber auch über die praktische Umsetzung (Auswahl der Instrumente, Verleihsystem etc.). Die Eltern werden durch eine regelmäßig erscheinende Projektinformation über alle anstehenden Fragen, Themen und Termine auf dem Laufenden gehalten. Drei gemeinsame Konzerte in den zwei Jahren für und mit den Schülern der 2. und 3. Klassen runden das Projekt ab.

Beschaffung der Instrumente

Es ist der Wunsch der Projektleitung, den Eltern für den Beginn des Instrumentalunterrichts die günstige Ausleihe eines Instruments der Musikfördergemeinschaft der Schule anbieten zu können, dabei legen wir großen Wert auf gute Instrumentenqualität Wenn das Kind erst richtig Gefallen an seinem Instrument gefunden hat, können die Eltern mit Unterstützung der Instrumentallehrer selber initiativ werden. Dazu sind zwei Jahre Zeit, die das Musikprojekt dauert. Auf Grundlage der Musikfördergemeinschaft e.V. der Rudolf-Steiner-Schule Bochum wurden zu Beginn des Projekts über 150 hochwertige Instrumente durch Stiftungsgelder angeschafft. Nach zehn Jahren müssen wir inzwischen vor allem bei den Bläsern neue Instrumente kaufen, aber auch die Streichinstrumente haben sich dezimiert, da immer mal eines zu Bruch gegangen ist und die Versicherung nur einen Teilbetrag des Neuwertes erstattet.

Kosten des Musikprojekts

Der Unterricht wird durch Elternbeiträge finanziert: 50.- Euro pro Monat für zweimal Unterricht pro Woche, 50.- Anmeldegebühr, (23 Monate Beitrag über die Zeit des laufenden Musikprojekts), 7.- Euro Kopierkosten, einmalig. Die Instrumente werden gegen eine Leihgebühr von 5.- Euro und 75.- Euro Kaution ausgeliehen. Die geliehenen Instrumente sind versichert.

Räume des Projektes

Die Rudolf-Steiner-Schule stellt die Räume zur Verfügung. Diese werden zu Beginn des Musikprojekts bekannt gegeben.

Wie geht es in der 4. Klasse weiter? Am Ende der 3. Klasse raten wir den Eltern für ihre Kinder Privatunterricht zu organisieren wenn sie weiterspielen wollen. Die Instrumentallehrer des Musikprojekts helfen nach Möglichkeit bei der Vermittlung. In der 4. Klasse musizieren wir mit den Kindern voraussichtlich weiterhin während der Schulzeit in verschiedenen Ensembles, um die Motivation durch das Zusammenspiel zu fördern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das zweimalige Musizieren in der Woche (Privatunterricht/Orchester) zu nachhaltigen und schnelleren musikalischen Fortschritten bei den Schülern führt.

Grundlagen des Musikprojektes

Allgemeine Ziele des Projekts

„Im Musikunterricht lernen wir nicht nur die Musik. Das Singen fördert die Konzentration, die Aufmerksamkeit, verbessert die psychosomatische Disposition, erzieht zur Arbeit, macht Kräfte im Menschen lebendig, gibt Mut, befreit ihn von Hemmungen, erzieht zur Gemeinschaft, bewegt den ganzen Menschen nicht nur partiell und macht die Schule anziehender. Der Musikunterricht fördert die in jedem Menschen vorhandene Musikalität, damit legt er die Grundlage der musikalischen Bildung, wodurch seine Lebensqualität erhöht wird.“ (Zoltán Kodály 1956)

„Leider müssen wir immer so viel Zeit verlieren, um das zu prüfen, was selbstverständlich wäre. Obschon die Beweise immer häufiger werden (...), gibt es noch immer nicht in allen Schulen aller Länder einen guten Musikunterricht. Bestimmt kann man behaupten, dass ohne Musik keine gründliche soziale Harmonie und keine positive Beziehung zur Natur zu schaffen ist.“ (Yehudi Menuhin 1993)

Musik als Lern- und Entwicklungshilfe

Die intensive Beschäftigung mit Musik fördert das Kind auf umfassende Weise. Es werden Fähigkeiten erworben, die auch für andere Fächer in der Schule von Vorteil sind: Konzentration, Ausdauer, Lern- bzw. Übbereitschaft, soziale Aufmerksamkeit, Ausgeglichenheit, innere Beweglichkeit u.a.

Wir können uns heute auf anerkannte Studien stützen,[1] die zu dem übereinstimmenden Ergebnis kommen, dass die Musik durch ihre vielfältige Wirkensweise positiv auf die Entwicklung unserer Kinder wirkt. Der Frankfurter Musikpädagoge Prof. Dr. Hans Günther Bastian hat anhand einer an Berliner Grundschulen durchgeführte „wissenschaftlich fundierte“ Langzeitstudie (1992-1998) erstmals für eine Anerkennung dieser Tatsachen gesorgt. In seiner 2000 erschienenen 700 Seiten starken Schrift „Musik (erziehung) und ihre Wirkung“ (Schott), legt er die Ergebnisse von mehr als 100 Testeinsätzen und der Auswertung von über einer Millionen Daten dar. Es wird auf frappante Weise deutlich, wie stark erweiterte Musikerziehung in positiver Weise die Persönlichkeitsentwicklung von Grundschulkindern beeinflusst:

- signifikante Verbesserung der sozialen Kompetenz,

- Steigerung der Lern- und Leistungsmotivation,

- ein bedeutsamer IQ-Zugewinn,

- Kompensation von Konzentrationsschwächen,

- Förderung von musikalischer Leistung und Kreativität,

- Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit,

- Reduzierung von Angsterleben,

- überdurchschnittlich gute Leistungen trotz zeitlicher Mehrbelastung u.a.m.

Musik fördert soziale Kompetenz

Bastian geht von dem erweiterten Intelligenzbegriff des amerikanischen Psychologen Howard Gardner aus, der u.a. ein Schwergewicht auf die Bedeutung der emotionalen Intelligenz legt. Blickt man auf die stetig steigenden Gewaltdelikte unter immer jüngeren Kindern, die immer häufiger fehlende familiäre Stütze, soziale Verarmung in vielen Familien, den stetig wachsenden Konsum an rezipierenden Sinneseindrücken, den Überschuss an materiellen Dingen oder die Vereinsamung am Computer, um nur einiges zu nennen, so wird deutlich, dass dringend erfolgreiche Hilfen für die Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen von Nöten sind.

Leider wird heute noch häufig Begabung mit akademischer Intelligenz und Intelligenz mit guten Schulnoten gleichgesetzt. Wie viele „Intelligenzen“ bleiben dabei unbeachtet und nicht anerkannt! Der IQ ist eine sehr „unspezifische Begabung“, bei der nur die kognitive Leistung zählt und dieser entscheidet oft allein über das Schicksal vieler Kinder.

Kindern fällt es immer häufiger schwer, sich in sozialen Konstellationen zurechtzufinden. Dabei spricht man immer häufiger von mangelnder sozialer Fähigkeit. Der IQ-Wert ist bei vielen Kindern überdurchschnittlich hoch und doch fällt auf, dass er allein nichts darüber aussagt, wie gut sich die Kinder in der Welt einsetzen und zurechtfinden können. Soziale Kompetenz schließt, so Bastian, moralische und kommunikative Fähigkeiten ein.

Bastians Studie weist unmissverständlich auf, dass Kinder, die verstärkt Musikunterricht erhalten, im Gegensatz zu den Vergleichsgruppen ein deutlich besseres Sozialverhalten aufweisen (bis zu 50%), was die soziale Einbindung der Schüler untereinander, Sympathie- oder Antipathiewerte anderen gegenüber, die Bereitschaft auffälliger Kinder sich in die Klassengemeinschaft einzugliedern usw. betrifft.

Bastian berichtet von A. Maillard-Städter (Musiklehrerin an der musikbetonten Grundschule Berlin), die Beispiele aus der Praxis nennt:

„Eine Schülerin in der 6. Klasse stellte einmal die Frage: „Wie kommt es eigentlich, dass man nach dem Musizieren so friedlich ist?“ – Ein Junge, der als sozial schwierig angesehen wurde und vor dem sowohl Lehrer als auch Mitschüler „Respekt“ hatten, entwickelte sich zu einem echten Musiktalent. Er spielte Saxophon und Schlagzeug, was von allen positiv erlebt wurde. Bei öffentlichen Auftritten holte er sich Anerkennung. Seine Begabung bewahrte ihn davor, von den Lehrern und Mitschülern „abgestempelt“ zu werden. – Ein ausländischer Junge kam als Seiteneinsteiger in der 5. Klasse an die Schule. Er zählte Aufgrund seiner kräftigen Erscheinung zu den Furcht einflößenden Kindern. Nach Einschätzung der Lehrer hatte er alle Voraussetzungen, aggressiv zu werden. Noch bevor er sich in der deutschen Sprache verständigen konnte, spielte er im Orchester Altflöte. Auf diese Weise fühlte er sich von den Mitschülern angenommen und in gewisser Weise verstanden.“[2]

„Musizieren wirkt gemeinschaftsfördernd, beugt durch besseres Kennenlernen Vorurteilen und Ausländerfeindlichkeit vor, erhöht die Identifikation mit der Schule, verhindert Gruppen- und Bandenbildung ohne sinnvolle Inhalte, baut Aggressionen und Schulvandalismus ab und fördert die Gruppenidentität, reduziert Schulunlust und Schwänzen.“

Kinder der Zukunft

Was braucht und erwartet die Gesellschaft von ihrem Nachwuchs? Man spricht allerorten von Schlüsselqualifikationen, die von Berufseinsteigern erwartet werden.

„Die in der berufspädagogischen Literatur am häufigsten genannten Bedeutungen von Schlüsselqualifikationen sind: Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Flexibilität, Kreativität, Denken in Zusammenhängen, Selbständigkeit, Problemlösefähigkeit, Transferfähigkeit, Lernbereitschaft und Durchsetzungsvermögen, um nur die wichtigsten zu nennen."[3]

Politik, Wirtschaft und Industrie fordern:

- Extraversion als Kontaktfähigkeit,

- Verträglichkeit als Teamfähigkeit,

- Gewissenhaftigkeit als Verantwortungsbereitschaft,

- emotionale Stabilität als seelische Belastbarkeit in Stresssituationen.

Musik bietet eine immense Chance, eben jene Persönlichkeitsmerkmale zu fördern:

 Im ausdrucksstarken Spiel wird Extraversion gefordert und gefördert,

Teamfähigkeit im Ensemblemusizieren,

Gewissenhaftigkeit gegenüber dem musikalischen Werk und der Musiksozietät,

emotionale Stabilität in der Situation der Darbietung,

Intelligenz in der kongenialen Interpretation eines musikalischen Werkes.

„Es gibt nicht nur Ressourcen in Form von Bodenschätzen. Phantasie ist wichtiger als Wissen, hat Einstein gesagt. Kreativität ist für die Zukunft ein wichtigeres Potential als Armeen oder Industrieanlagen. Das ist der Grund, weshalb in den Schulen der Musikunterricht gleichwertig mit Mathematik und Chemie sein müsste. Ich halte „Jugend musiziert“ für genauso wichtig wie „Jugend forscht“. (Heiner Geißler 1997)

Musikalität im Blickwinkel der Hirnforschung

Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass die Melodieverarbeitung in der rechten und die Rhythmusverarbeitung mehr in der linken Gehirnhälfte geschieht. Daher sind beim Musizieren beide Gehirnhälften aktiviert, was zu einer optimaleren Ausbalancierung beider Hemisphären führen muss. Die meisten Menschen aktivieren für bestimmte Tätigkeiten eine der beiden Gehirnhälften stärker, als die andere. Messungen bei Berufsmusikern haben ergeben, dass diese eine deutlich ausgebildetere Verbindung zwischen beiden Hemisphären haben.[4]

Interessant ist eine Äußerung der Hirnforscher Altemüller und Gruhn („Der Musikverstand“, 1995), die meinen, dass „der Erwerb musikalischer Vorstellungen (...) an körperlich durch Bewegen, Singen und Spielen erworbenen Mustern ansetzten (muss), bevor begriffliche Benennung, symbolische Übertragung (Notation) und theoretische Erklärung sinnvoll hinzutreten können. Musik kann nur musikalisch und nicht über Begriffe und Regeln gelernt werden.“[5]

E. Gordon weist darauf hin, dass das Gehirn des Kindes sich bis zum 9. Lebensjahr zu seiner vollen Reife entwickelt. Auch er betont, dass es von höchster Bedeutung sei, dass in dieser Zeit, also bis zum 9. Lebensjahr, dem explizierten, begrifflichen Lernen, immer ein erfahrungsbezogenes Lernen vorgeschaltet sein muss, bei dem mentale Repräsentationen erworben werden können.

Dies ist für die Praxis der Musikerziehung eine Erkenntnis von höchster Relevanz: Durch das eigene Tun lernen!

Man sollte sicherlich nicht den Erfolg durch die Musik als ein zu verabreichendes Medikament missbrauchen, gehört sie doch eigentlich, wie schon durch Sokrates bekannt wurde, zum ausgewogenen Leben dazu. In einer ganzheitlichen Erziehung darf sie aber nicht fehlen, vermittelt sie doch eine sonst nicht zu erzeugende Stimmung als Lust und Genuss beim Spielen oder Hören. Befragt man Jugendliche nach dem Stellenwert von Musik in ihrem alltäglichen Leben, so bestätigen empirische Studien, dass für 90-95% aller Jugendlichen Musikhören das wichtigste Freizeitvergnügen ist.[6] Am 13. November 2000 war in der FAZ zu lesen:

„...Mit dem Geist-, Kreativitäts-, Sozial- und Gefühlskapital unserer Künste können wir die Schulen zu „Kreissälen der Zukunft“ ausbauen. Freilich sollte, bei allen Transfereffekten, eines nicht übersehen werden: Die Begabung zur Freude am Schönen, am Spielerischen und Kreativen bleibt primäres Ziel der Musik an den allgemeinbildenden Schulen. Mit der Folge: Jedes Kind kann durch Musik zu seinem eigenen Walkmann werden..“ (H.G. Bastian)

Für heutige Kinder ist es sinnvoll, ein Instrument früh zu erlernen. Manche Schüler brauchen eine zusätzliche Herausforderung und für andere ist die besondere Aufmerksamkeits- und Auffassungsschulung, wie sie in der Musik möglich ist, hilfreich. Außerdem ist es im Übergang zur Pubertät leichter, die Motivation für ein tägliches Üben aufrecht zu erhalten, wenn die Schüler durch ihr dann schon fundierteres Können auf dem Instrument interessantere Stücke spielen können. Häufig wird in der Pubertät ein Instrument aufgegeben, wenn das Können noch nicht genügt, um für sich alleine oder in der Gruppe ein befriedigendes musikalisches Erlebnis zu schaffen. Nicht selten fehlt es auch an der Möglichkeit des gemeinsamen Spiels: Orchester, Big Band, o.ä. Ist das Instrumentalspiel jedoch ein fester Bestandteil des Schulunterrichts, so kann durch entsprechende Arbeit (Projekte, Kurse) für den einen oder anderen Schüler eine wichtige Stütze entstehen.

[1] Seit den siebziger Jahren wird verstärkt auf den positiven Einfluß der Musik auf die persönliche, als auch auf die schulische Entwicklung der Kinder hingewiesen. Dies wurde auf dem europäischen Kongress für Musikpädagogik in Luzern 1997 durch zahlreiche Berichte von Fachleuten bestätigt. Siehe das darüber erschienene Buch: „Persönlichkeitsentfaltung durch Musikerziehung“ (Hrsg. Josef Scheidegger und Hubert Eiholzer in Musikedition Nepumuk)

[2] Bastian: Kinder optimal fördern – mit Musik, S. 61

[3] ebenda S. 18

[4] In: „Persönlichkeitsentfaltung durch Musikerziehung.“ S. 81ff (Hrsg. Josef Scheidegger und Hubert Eiholzer)

[5] Hans Günther Bastian: „Kinder optimal fördern – mit Musik.“ S. 38

[6] ebenda S. 32

Foto: Harald Thon

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Ziel der Halbjahresarbeiten in der achten Klasse ist die Förderung und Vertiefung individueller Interessen und Fähigkeiten sowie die selbständige Umsetzung erlernter Arbeitstechniken. Dazu wählt jede Schülerin und jeder Schüler ein eigenes Thema sowie einen Mentor. Im Vorfeld werden im Unterricht Methoden wissenschaftlichen Arbeitens, die äußere Form einer schriftlichen Arbeit sowie Präsentationstechniken behandelt. Die SchülerInnen haben die Aufgabe, selbständig die eigenen Ziele zu formulieren, einen persönlichen Zeitplan zu erstellen, sich um Literatur, Internetadressen, Kurse und Materialien zu kümmern und ihre Arbeit anhand des eigenen Konzeptes durchzuführen und termingerecht abzuschließen.

Die Arbeit umfasst einen theoretischen Teil, welcher auch die wöchentlich anzufertigenden Arbeitsberichte enthalten soll sowie eine praktische oder künstlerische Arbeit. Den Abschluss bildet eine Präsentation, die in Form einer Ausstellung sowie eines mündlichen Vortrags vor dem Klassenkollegium, Schülern, Mentoren und Eltern stattfindet.

Für die Beurteilung gibt es keinen allgemein gültigen, am Niveau der Klasse gemessenen Maßstab. Der Maßstab sind die Möglichkeiten des Schülers selbst. Diese soll er möglichst geschickt einsetzen und erweitern. Hindernisse, Sackgassen oder das Erleben eigener Grenzen, für die Lösungsstrategien entwickelt wurden, können hier ebenso wertvoll sein wie Erfolgserlebnisse. Dies fordert Durchhaltevermögen und Kreativität. Das Erlebnis, aus eigener Kraft selbst gesteckte Ziele erreichen zu können, vermittelt Selbstvertrauen.

Foto: Karl-Heinz Scharpey

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An der Waldorfschule ist die Theaterarbeit fester Bestandteil des Lehrplans. Nach der Beschäftigung mit klassischer Literatur im Deutschunterricht wird ein ausgewähltes Drama nach inhaltlichen und sprachlichen Kriterien intensiv behandelt und als Theaterinszenierung von allen SchülernInnen der Klasse zur Aufführung gebracht. Dies stellt sowohl auf künstlerischer Ebene als auch im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz eine Herausforderung für die SchülerInnen dar, die den Erwerb neuer Fähigkeiten sowie die Auseinandersetzung mit eigenen Grenzen ermöglicht. Die Beteiligung an den Bereichen Planung, Werbung, Bühnenbildbau, Beleuchtung und Musik sowie die Teilnahme aller SchülerInnen an Theaterworkshops und einer Wochen andauernden intensiven Probenarbeit verlangen Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und Disziplin. Die schauspielerische Umsetzung der eigenen Rolle auf der Bühne erfordert neben dem Beherrschen der Textfülle Mut, Bühnenpräsenz, Ausdrucksvermögen in Körpersprache und Mimik sowie eine kraftvolle und deutliche Sprache.

Foto: Karl-Heinz Scharpey

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Im Kinderzirkus Jux-Ban-Jux gibt es viele kleine Gruppen, die verschiedene Sportarten spielerisch erlernen, um das Gelernte in einer alljährlichen Zirkusshow darzubieten.

mehr dazu: Erziehungskunst: Der pädagogische Wert der Zirkuskünste 

Das aktuelle Angebot des Kinder- und Jugendzirkus finden Sie unter: www.jux-ban-jux.de

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Alle kennen sie, die schnellen, für jeden Unterrichtsstoff zu begeisternden Kinder, die mit dem aufmerksamen Blick, dem großen Wortschatz, den außergewöhnlichen motorischen Fähigkeiten! Oft sind sie außerdem begnadete Musiker…

Natürlich bekommen sie in jedem Klassenspiel die Hauptrollen, sind kontaktfreudig und ernten jede Menge Bewunderung für ihre Referate, Epochenhefte und zusätzlichen Leistungen.

Genau an diese Kinder, die das vielseitige Angebot der Waldorfschule meist voll ausschöpfen, die glücklich und eigeninitiativ sind, wendet sich das Projekt gerade nicht! An wen also dann?

Das Projekt „Impulse“ wendet sich an das versteckte Genie, an diejenigen, die es aufgegeben haben, ihre besonderen Interessen mit Gleichaltrigen zu teilen, weil sie nicht verstanden werden. Oft wenden sich diese Kinder Erwachsenen zu, grenzen sich ab oder werden ausgegrenzt.

In der Schule können sie alles sofort. Sie brauchen sich nicht anzustrengen und haben daher kein Lernerlebnis. Sie „gucken nicht mehr hin“ und erüben wichtige Arbeitstechniken nicht. Langeweile kann aufkommen, wenn die Schülerinnen und Schüler häufig warten müssen oder regelmäßig Hilfestellung für langsamere Mitschüler geben sollen, ohne selbst einmal zum Zuge zu kommen. Es kann passieren, dass sich diese Kinder im Unterricht seltener beteiligen, da sie erleben, dass ihre Fragen „zu weit führen“ oder die anderen nicht interessieren. Dies kann zur Folge haben, dass sich reich begabte Kinder, denen jeder ein gesundes Selbstbewusstsein zusprechen würde, existentiell in Frage stellen. Revoltiert ein solches Kind oder stört den Unterricht, so werden wir Lehrer rasch aufmerksam. Handelt es sich aber um stille, zurückhaltende Schülerpersönlichkeiten, kann eine solche Problematik lange unbemerkt bleiben.

Dass die so genannten „Hochbegabten“ nicht automatisch eine Traumkarriere an unseren staatlichen oder privaten Schulen absolvieren, sondern im Gegenteil häufig unter sozialen Schwierigkeiten, Schulversagen oder Schulverweigerung, Verhaltensauffälligkeiten, psychosomatischen Beschwerden bis hin zu Depressionen leiden, ist in jüngster Vergangenheit in pädagogischer Fachliteratur umfassend beschrieben worden. Gymnasien und Hochschulen bieten daher seit einiger Zeit Förderprojekte für „Hochbegabte“ an.

„Hochbegabung“- ein Thema, das uns an der Waldorfschule nichts angeht? Wir behaupten das Gegenteil! Unsere Pädagogik fördert Individualität, Kreativität und Vielseitigkeit. Entsprechend findet jeder Klassenlehrer in seiner Klasse Kinder mit besonderen Begabungen, kleine Genies mit den beschriebenen Eigenschaften. Ihre Eltern versuchen häufig, unglückliche Schulbiographien durch einen Wechsel zum Gymnasium zu wenden- nicht immer beantwortet dies die eigentliche Suche eines schulmüden Kindes.

Ziel des Projektes „Impulse“ ist es, den Kindern den Spaß an der Schule, den Spaß am Lernen zu erhalten. In altersgemischten und themenbezogenen Kursen sollen sie Gleichgesinnte finden. Hier trägt individuelles Interesse, alle Fragen sind „dran“, es wird geforscht, vertieft und diskutiert ohne zu warten. Lerntechniken sollen erworben, Arbeitsstrategien kennen gelernt und erübt werden. Bewusst verzichten wir bei der Auswahl der Schüler auf die üblichen Kriterien, Ergebnisse von Intelligenztests etc. Jedem Kind, das von seinem Klassenlehrer vorgeschlagen wird, sollte die Teilnahme möglich sein. Das Kursangebot zielt nicht darauf ab, die vorhandenen Schulfächer zu vertiefen, sondern im Gegenteil, hier sind Themen erwünscht, die außerhalb des Unterrichtes liegen. Das Problem der Langeweile soll nicht nur um ein paar Jahre nach hinten verschoben werden, indem Schulstoff vorweggenommen wird. Hier wird die Suche dieser Schüler nach neuen Impulsen und neuen Herausforderungen am Schulvormittag ernst genommen. Bisher wurden unter anderem folgende Kurse angeboten: Astronomie, Politik, Naturbeobachtung, Logik, Konversation in Englisch und Französisch, die Kultur Chinas, Chemie und Physik oder die Entstehung einer Zeitung.

Organisatorisch laufen die Kurse nach einem festen Schema ab: Sieben Doppelstunden dauern die Kurse, es gibt in jedem Schulhalbjahr einen Durchlauf. Diese Stunden liegen nach Möglichkeit am Vormittag, damit die Förderung während des regulären Unterrichtes stattfinden kann. In Absprache mit dem Kollegium sollten die Kurse nicht zeitgleich mit den künstlerischen Fächern laufen, da gerade „kopflastige“ Schüler den Ausgleich durch Kunst brauchen.

Jede Gruppe besteht idealerweise aus 4-6 Schülern, sie können bis zu 3 Jahrgänge umfassen. Dies soll auch das Finden von Gleichgesinnten quer durch die Schule möglich machen.

Der Klassenlehrer, die Eltern und der Schüler entscheiden gemeinsam darüber, welcher der möglichen Kurse gewählt wird. Manchmal ist nichts Passendes dabei, mitunter nehmen Schüler auch an mehreren Durchläufen nacheinander teil. Wie jede andere Förderung, braucht auch das Impulse Projekt eine gewisse Zeit, um wichtige Kompetenzen zu fördern: wie z.B. das Lernen zu lernen, sich konsequent einer Aufgabe zu stellen, auch im Detail genau zu sein, ausdauernd an einem Thema zu arbeiten und wieder Spaß am Lernen zu haben und Eigenmotivation zu entwickeln.

Inzwischen sind wir bei der 11. Runde des Projektes  angekommen. In den Jahren seit 2008 haben durchschnittlich 36 Schüler aus den Klassen 2-8 (mit Kleinklassenbereich) unsere Kurse in jedem Halbjahr besucht. Wir können mit vielen „ständigen“ Mitarbeitern und neuen Kursleitern rechnen, die sich über die durchweg motivierte und sehr interessierte Schüler freuen. Sie sind allesamt in Lehrberufen tätig oder in der Lehrerausbildung, oder sind gut bewandert im Thema ihrer Kurse.

Zitate:

Kursleiterin: „Der Kurs war eine ‚Oase‘ für die Schülerin. Sie konnte sich voll engagieren, war ständig gefordert, arbeitete intensiv mit und machte einen glücklichen Eindruck. Wir mussten jedes Mal mit Bedauern abbrechen, wenn die Zeit um war.“

Kursleiter: „B. zeigte sich voller Forscherdrang und war mit großem Interesse bei der Sache. Er lernte zunehmend, seine Gedankengänge anderen klar mitzuteilen. Mit der Zeit erkannte er, dass ‚Fehler‘ einen Entdeckungsverlauf nicht hindern müssen, sondern fördern können und dass ‚Arbeiten‘ statt Intuition auch in der Mathematik zum Ziel führen kann.“

Klassenlehrerin: „Alle drei Schülerinnen kamen aus dem Projekt mit gestärktem Selbstwertgefühl und mehr Selbständigkeit hervor, was Schule und Lernen betrifft.“

Eltern: „Die Teilnahme brachte für unsere Tochter einen Impuls, weil sie in einer ruhigen Atmosphäre entdeckend lernen konnte, während sie im Klassenverband eher untergeht.“

Vera Ostheider-Rombeck, Krisztina Todt         

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Herr Schulze-Poll vom Trantenrotherhof versorgt uns mit herrlich frischem Bio-Obst und Gemüse für über 300 Schülerinnen und Schüler. Alle Kinder der Klassen 1-4, 5c, 6c bereichern und ergänzen ab sofort somit ihr Frühstück mit diesen wohlschmeckenden Köstlichkeiten! Seit dem Jahre 2010 wird dieses EU-Schulobstprogramm in Kooperation mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur-und Verbraucherschutz und dem Ministerium für Schule und Weiterbildung durchgeführt. Weiterreichende Informationen

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