Eine Reihe von Fächern werden nur an Waldorfschulen unterrichtet, wie zum Beispiel Eurythmie. Andere werden mit mehr Stunden unterrichtet. Wir möchten Ihnen diese Fächer vorstellen.

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Eurythmie als Unterrichtsfach – eine Chance! Versuchen sie einmal, sich in einen Blinden hineinzuversetzen oder auch in einen Taubstummen und jemand versuchte, ihnen hell, dunkel, eng oder weit nahe zu bringen. Sie werden vielleicht gewahr, wie sehr sie an dem festhalten, was sie an eigenen Begriffen mitbringen. Nun stellen sie sich noch vor, wie Kaspar Hauser nicht einmal Begriffe für den Raum, seine Richtungen, Farben, Laute, Töne usw. zu haben, und jemand versuchte, ihnen auch diese zu vermitteln. Jaques Lusseyran schreibt in seinem Buch „Das wiedergefundene Licht“, dass es ein Glück im Unglück für ihn war, als junger Mensch zu erblinden, in einer Entwicklungsstufe also, in der er noch nicht so von Gewohnheiten geprägt und somit noch sehr offen für andere Sinneswahrnehmungen war. Vor allem als Erwachsener hat man ja feste Gewohnheiten, die keiner Erklärung mehr bedürfen. Die Bewegungen verstehen sich sozusagen von selbst. Das Ungewohnte infrage zu stellen wird dagegen schon Gewohnheit.Angenommen sie wären in den eben erwähnten Situationen der Vermittler. Sie hätten sich die Vermittlung von Ungewohntem bzw. die Veränderung von Gewohnheiten zur Lebensaufgabe gemacht und würden ständig gefragt, was sie denn eigentlich da machten. Versetzen sie sich also einmal in einen Eurythmisten. Mittlerweile kann man die Eurythmie eigentlich nicht mehr als junge Kunst bezeichnen, und doch gehört sie außerhalb des Waldorfumfeldes eher noch zum Ungewohnten. Ein Eurythmist hat folglich ständig auf zwei Ebenen zu kämpfen: nämlich zum einen in seiner Verwirklichung als Künstler und zum anderen in der Vermittlung und Begründung seiner Kunst selbst. In der Eurythmie werden das Hören (Sprache/Musik) und das Sehen (Farben/Raumformen) auf eine ganz eigene Art ergriffen. Die Folge davon ist eine Sensibilisierung im Erleben von Raum und Zeit und eine Steigerung sowohl des Bewegungsgefühls als auch des Erinnerungsvermögens. Der Körper spricht und erinnert sich! Bei der Vorstellung, alle Bewegungsabläufe und Raumformen aus dem Kopf machen zu müssen, wird klar, dass die Sprache ja noch etwas stark vom Intellekt Gesteuertes beinhalten mag, die Bewegung dies jedoch nicht mehr zulässt, will sie nicht in einer Mechanisierung erstarren. Im Ringen um Ausdruck erfüllt sich die Bewegung mit Sinn und gewinnt an Lebendigkeit. Ebenso wie sich schließlich die Physiognomie als Ergebnis seelischer Entwicklung verändert, geht auch hier der Verwandlungsprozess bis ins Physische. Voraussetzung für eine solche innere Aktivität ist höchste Aufmerksamkeit, die wiederum ein freiheitliches, durch nichts zu erzwingendes Moment darstellt. In dieser freiwilligen Aufmerksamkeit liegt zugleich eine Kraft, in der der Einzelne durch die Gruppe über sich hinauswachsen kann. Man bildet gemeinsam Raum, wird zum Teil eines Ganzen! Man kann, um mit Lusseyran zu sprechen, erleben, dass das innere Leben mehr als nur eine persönliche Angelegenheit ist. H. Hoff

dazu auch: Erziehungskunst: Eurythmie - eine Kunst in Bewegung und Eurythmie verändert das Leben nachhaltig und Wer braucht keine Eurythmie

Fotos auf dieser Seite: Angelika Scharpey

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Klasse 10

Thema: Konvex / Konkav

Im Mittelpunkt dieser Klassenstufe steht das Studium der plastischen Grundformen.

Die ersten Übungen führen zu den geometrischen Formen der Pyramide, des Würfels und des Tetraeders. Danach gilt das Hauptinteresse der Kugel, die verschiedene Verwandlungen durchläuft. Zunächst wird durch Umstülpung aus einer Vollkugel eine Hohlkugel plastiziert.

Dann wird diese in eine eiförmige Form umgewandelt und diese an drei Stellen eingedrückt, bis die Flächen sich berühren. Diese Verwandlung wird weitergeführt, bis eine doppelt gekrümmte Form entsteht. Anschließend werden die erübten Formvarianten in freier Weise zu einer Plastik verarbeitet.

mehr Schülerarbeiten unter Plastizierunterricht in unserer Bildergalerie

Klasse 11:

Thema: Die menschliche Gestalt

Im Mittelpunkt dieser Klassenstufe steht die Verwandlung der in Klasse 10 erübten plastischen Grundformen in Formgebärden. Dabei geht es um die seelische Gebärde in der menschlichen Gestalt als subjektiver Ausdruck einer inneren Haltung. Vorbilder sind etwa die Gestalten von Henry Moore oder Ernst Barlach. Die Plastik erscheint demzufolge auch nicht in anatomischer Exaktheit, sondern abstrakt.

In einem zweiten Arbeitsschritt können dann in derselben Weise Tierformen plastiziert werden, wobei es hier darum geht, das Wesentliche dieses Tieres durch die Formgebärde darzustellen.

Klasse 12:

Plastisches Gestalten Thema: Der menschliche Torso

Im Mittelpunkt dieser Klassenstufe steht das Studium der Anatomie des Menschen in Abhängigkeit von seinen Bewegungen. Dazu wird ein menschlicher Torso in verschiedenen Stellungen plastiziert, etwa im Schritt, in der Drehung, in der Beugung oder mit erhobenem Arm. Bei jeder Körperhaltung geht es darum, eine möglichst genaue anatomische Darstellung zu erreichen. Diese Studien bilden das objektive Gegenstück zu den subjektiven

Studien in Klasse 12.

In einem zweiten Arbeitsschritt wird aus der Grundform einer Kugel ein menschlicher Babykopf plastiziert, der dann allmählich in verschiedenen Alterungsstufen bis zum Kopf eines Greises verwandelt wird. Dabei geht es zentral um die Veränderung der Proportionen in Abhängigkeit vom Lebensalter.

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Aufgabe der Kunstbetrachtung in der Oberstufe ist es, Interesse und Verständnis für Kunst zu wecken. Das Betrachten großer Meisterwerke soll bei den Schülern Freude und Begeisterung am Schönen und Großen der Kunst wecken.

Dabei geht es zunächst vor allem um eine Sensibilisierung und Verfeinerung des Empfindens und um Wachheit des Beobachtens, um das Sehen zu lernen. Das ästhetische Urteil soll sich am Kennenlernen und Erleben großer Meis¬terwerke schulen. Alle vier Klassen der Oberstufe übergreifend, sind hier vor allem drei Aspekte her-vorzuheben:

- Schulung und Sensibilisierung der Sinneswahrnehmungen;

- Bilden des ästhetischen Urteilvermögens im Umgang mit den Raumkünsten; Schulung eines verfeinerten und differenzierteren Wahrnehmens von Qualitäten;

- Kennen und verstehen lernen kunst- und kulturgeschichtlicher Entwicklungsschritte und deren Zusammenhang mit dem bewusst-seinsgeschichtlichen Entwicklungsgang der Menschheit.

Gegenüber einer Welt, in der unumstößliche naturgesetzliche Notwendigkeiten herr¬schen, soll die Begegnung mit der Welt der Kunst den Blick in einen Raum der Freiheit menschlicher Existenz öffnen. In der Bildwelt der Kunst erleben die Schüler eine Welt der Leichte, der «Levitation». Sie erleben in der Kunst eine Welt der Ordnung, der gesetzmäßigen Form und der Har¬monie. Die Beschäftigung mit der Kunst kann eine erste Antwort sein auf die Suche nach Vollkommenheit und einer Welt der Ideale. Die großen Kunstwerke können wenigstens im Bild eine Ah-nung wecken, dass sich im Schein des Bildes eine geistige Wirklichkeit offenbart.

Aspekte zum Kunstunterricht

9te Klasse – Zeichnen Vom Hell-Dunkel-Zeichnen zu beweglichen Begriffen.

Der Kunstunterricht startet in der neunten Klasse mit dem Zeichenunterricht. Hier üben die Schüler verschiedene Schraffuren, Hell-Dunkel-Kontraste, verschiedene Perspektiven und selbstverständlich ein möglichst genaues und plastisches Zeichnen von Gegenständen.

An dieser Stelle lasse ich die Jugendlichen immer folgende zeichnerische Übung ausführen: zunächst sollen sie sich einen Gegenstand - sehr oft nehmen wir dafür einen Hammer - vorstellen. Diesen vorgestellten Hammer sollen sie nun in einer bestimmten Position perspektivisch zeichnen. Dabei liegt der Ham mer zum Beispiel auf einer Ebene und zeigte mit seiner Spitze auf den Betrachter und der Hammerstil läuft nach hinten rechts.

Nach Beendigung dieser Zeichnung wird sie betrachtet und fortgelegt. Der ge zeichnete Hammer wird dann erinnert und in der Vorstellung gespiegelt. Die Schüler denken sich dabei auf ihrem ersten Bild im Hintergrund des Hammers einen Spiegel und zeichnen nun das Spiegelbild ihres Hammers, so, wie es in dem gedachten Spiegel erscheinen würde.

Diese Übung kann beliebige fortgesetzt werden, denn auch das gespiegelte Bild des Hammers kann wiederum gespiegelt werden. Bei dieser Übung geht es einerseits natürlich um perspektivisch genaues Zeichnen, andererseits ist es eine exzellente Übung zur Schulung des eigenen Denkens. Das Verändern der Vorstellungen, das Erinnern des Gezeichneten, das Ergänzen dieser Erinnerung und das Zeichnen dieser neuen Vorstellung führen zu einer Beweglichkeit im Denken und damit bei entsprechender Übung zu beweglichen Begriffen.

Werner Neumann

9te Klasse – Kunstgeschichte: Die Entwicklung der Plastik von Ägypten bis zur Renaissance.  

Die Venus von Willendorf ist unser prähistorischer Einstieg in die Thematik. Danach beschäftigen wir uns ausführlich mit der Kultur des alten Ägyptens und zeichnen die Figuren des auf dem Thron sitzenden Chefren, eines aufrecht stehenden Priesters und eines im Schneidersitz sitzenden Schreibers.

Diese Figuren haben alle gemein, dass sie sehr statisch wirken, einen starren Blick aufweisen und zumeist rückwärts angelehnt stehen beziehungsweise sitzen.

Daraufhin wenden wir uns der griechischen Epoche zu und zeichnen einen freistehenden Kroisos, den speerwerfenden Poseidon, die Aphrodite, bekannt als die Venus von Milo und den Diskurswerfer.

An diese Figuren sind nacheinander folgende Entwicklungsschritte ablesbar: am Kroisos der freien Stand im Raum, am Poseidon das Standbein und das Spielbein, an der Aphrodite das Stehen im Contrapost und am Diskuswerfer das Ergreifen des Raumes.

Die gesamte mittelalterliche Plastik, die sich im Wesentlichen in einer Symbolik der Attribute und der Kleidung zeigt und weniger in der Darstellung des Menschen an sich, überspringe ich aus diesem Grunde und wende mich gleich der Renaissance zu um hier in ers ter Linie den David von Michelangelo zeichnen zu lassen. Dieser David ist der erste der vor dem Kampf mit Goliath dargestellt wurde. Alle älteren Davidfiguren zeigen ihn stets siegreich nach dem Kampf. In dieser Plastik ist es Michelangelo gelungen, die innere Anspannung und Konzentration darzustellen. Damit ist der wesentlic he Entwicklungsschritt in der Renaissance bezüglich der Plastik aufgezeigt, nämlich die Darstellung von Gefühlen, von Emotionen. Die Schüler können beim Zeichnen dieser Figuren und im Nachstellen der Haltungen die ihnen zu Grunde liegenden Entwicklungsschritte nachvollziehen und erhalten dadurch erstmals eine Vorstellung von der Entwicklung der Menschheit.

Werner Neumann

10te Klasse – Malen Grundlegende Farbübungen in Technik und Qualität.

Im Malen der zehnten Klasse wird das farbliche Gestalten wieder aufgegriffen. Dabei beginnen wir zunächst mit einfachen Technikübungen wie der Schichttechnik, der Technik des getupften Farbauftrags, sowie der Feucht-in-Feucht- Technik. Bei diesen Übungen steht zunächst das handwerkliche Geschick im Vordergrund.

Zunehmend gewinnt aber die Qualität der einzelnen Farben an Bedeutung. Um diese Qualitäten so genau wie möglich kennen zu lernen gestalten wir oft kleine Motive in zwei Farben: zum Beispiel ein Schiff (oder ein Haus), das zunächst in allen möglichen Farbkombinationen gemalt wird wie Blau auf Rot, Gelb auf Grün usw. und selbstverständlich auch in allen Umkehrungen Rot auf Blau und so fort wie auch einfarbig quasi als Hell-Dunkel-Übung. Bei diesen Übungen wird die Farbqualität sehr deutlich erlebbar, zum Beispiel ob ein Schiff auf uns zu gefahren kommt oder ob es fort fährt oder, wenn es ein Lebensmitteltransporter wäre, ob diese Lebensmittel dann genießbar oder verdorben wären. Beim Betrachten solcher Bilder werden dann Aufgaben gestellt wie zum Beispiel „stellt euch vor dieses Schiff ist ein Krabbenkutter und ihr wollt Krabben kaufen - wie er geht es euch dabei“. Bei dem ganz blauen Schiff sagten die Schüler „da ist überhaupt niemand, da können wir nichts kaufen“, bei dem roten Schiff „da wird gefeiert, da ist was los, da können wir was holen“ und bei dem gelben Schiff sagten sie „da gehen wir nicht hin, da werden wir erstochen“. Diese Aussagen charakterisieren vortrefflich die Qualität der drei Grundfarben die fachlich als saugendes Blau, als in sich aktives Rot und als strahlendes Gelb bezeichnet werden. Das Qualitätserlebnis steht bei diesen Übungen im Vordergrund.

Werner Neumann

11te Klasse – Malen Freie Farbgestaltung bei vorgegebener Form / Farbkompositionen.

In der elften Klasse lasse ich die Schüler ein Format frei wählen, dass sie sich mit weißer Wachskreide in ein beliebiges Muster aufteilen. Die dabei entstandenen Flächen werden in der Folge so aus- gemalt, dass zu jeder Zeit das Bild quasi fertig sein könnte. Das bedeutet, dass schon beim Ausmalen der ersten Fläche darauf zu achten ist: welche Farbe setze ich wo hin. Ebenso muss die zweite Fläche wohl gesetzt werden um in der gewünschten Weise mit der vorherigen zu korrespondieren. Dieses Prinzip setzt sich fort bis das ge- samte Bild ausgemalt ist. Es führt aber zwangsläufig auch in Sackgassen hin- ein, woran deutlich erlebbar wird, dass einmal getroffene Entscheidungen (die Wahl der Flächen und der Farben) ihre Wirkungen auf alles Folgende haben.

In unserem Falle haben wir dann die Möglichkeit das gesamte Bild einmal abzuwaschen, wodurch alle Farben blasser werden und wir eine zweite, gegebenenfalls eine dritte Überarbeitung vornehmen können. Weitere Bildebenen können durch Schattenkanten oder durch Linien und andere Gestaltungselemente gesetzt werden. Hierbei ist jeder einzelne Arbeitsschritt eine Entscheidung deren Folgen ich zunächst nicht absehen kann, mit denen ich aber umgehen muss. Der Bezug zu unserem Leben im Kleinen wie im Großen ist an dieser Stelle unübersehbar. Hier bietet sich ein ideales Übfeld für Entscheidungen und Konsequenzen.

Werner Neumann

11te Klasse – Kunstgeschichte: moderne Malerei von der Romantik bis zur Gegenwart

In der Kunstgeschichtsepoche der 11. Klasse werden Grundelemente der künstlerischen Gestaltung und Stilmerkmale der modernen Malerei von der Romantik bis zur Gegenwart erarbeitet. Die Technik der Ölmalerei wird in der Praxis erübt. In Originalgröße und Originaltechnik wird von jedem Schüler bzw. von jeder Schülerin nach einem Maler in freier Wahl ein Bild kopiert.

12te Klasse – Malen Das menschliche Antlitz – wer bin ich?

Die Proportionen des menschlichen Kopfes beziehungsweise Gesichtes und die Entwicklungsschritte vom Säugling bis hin zum Greis sind zunächst Hauptinhalt des Mal unterrichtes in der 12. Klasse. Dabei werden Porträtskizzen angefertigte sowohl im Profil als auch von vorn. In folgenden Schritten wird dabei vorgegangen: zunächst ein vertraut machen mit den Proportionen, dann ein Abzeichnen von Zeichnungen großer Künstler, daraufhin ein Zeichnen nach Fotos, dem folgt das Zeichnen eines klei- nen Kopfes und zum Schluss versucht sich jeder im Zeichnen seines Tischnachbarn. Danach entstehen Farbporträts in freier Gestaltung, d. h. sowohl im Stil wie auch in der Farbgestaltung frei vom Schüler gewählt. Bei dieser intensiven Auseinandersetzung mit dem menschlichen Antlitz entsteht bei jedem unbewusst und meist unausgesprochen die Frage „wer bin ich“?

Werner Neumann

12te Klasse – Kunstgeschichte Architektur / Spiegel der Menschheitsentwicklung

In der Architekturepoche der 12. Klasse wird die En twicklung der Baukunst, von den ägyptischen Pyramiden und Tempelanlagen bis hin zur modernen Wolkenkratzerarchitektur behandelt. Die wichtigsten architektonischen Errungenschaften der jeweiligen Epoche finden hierbei ihre Beachtung: in der griechisch- römischen Epoche die Tempel und Theater wie die Triumphbögen und Amphitheater und im Mittelalter die Sakralbauten der Romanik und der Gotik, in der Neuzeit dann die Stadtpaläste und Kuppelbauten der Renaissance, die barocken Prachtbauten und die Kopien des Klassizismus bis in die Moderne.

Dabei versuchen wir die Qualitätsmerkmale der Bauten mit dem in Einklang zu bringen, was wir von der entsprechenden Epoche wissen und es spielt oft das Sinnbild einer Epoche eine ganz entscheidende Rolle, wie der Sphinx bei Ägypten oder der Kentaur bei Griechenland, im Mittelalter dann die Heiligenfigur auf dem Drachen und für den Aufbruch in die Neuzeit der Mensch als Maß der Dinge von Leonardo da Vinci. Durch diese komplexe Betrachtungsweise wird ein innerer Zusammenhang in der Schrittfolge der aufeinander folgenden Epochen erkennbar. Hier zeigt sich Architektur als Spiegel der Menschheitsentwicklung.

Werner Neumann

12te Klasse – Kunstfahrt Griechenland – Wiege der europäischen Kultur.

Die meisten unserer 12. Klassen machen zum Abschluss ihrer Schulzeit die Griechenlandfahrt. Zu Beginn finden dort die Philosophietage statt, in den berühmtesten Ausgrabungsstätten und Museen wird gezeichnet was an architektonischen und plastischen Gestaltungen bis in unsere Tage erhalte n blieb und in den Abendstunden wenden wir uns der Mythologie der alten Griechen zu. Selbstverständlich bleibt in der Zwischenzeit genügend Zeit zum Baden und ausspannen. Durch die dreifache Annäherungsweise an die Kultur der alten Griechen durch Philosophie, Kunst und Mythologie entsteht die Möglichkeit einer sehr kompakten Weltsicht. Es kann für die Schüler erlebbar werden, dass ein und derselbe Gedankeninhalt von wissenschaftlicher Seite durch die Philosophie wie auch von künstlerischer Seite und von religiöser Seite durch die Mythologie betrachtet werden kann. Die Welt stellt sich als Einheit dar, die sich durch Wissenschaft, Religion und Kunst begreifen, empfinden und erleben lässt.

Werner Neumann

Fotos: Bild der Vase: Svea Sander, Portrait: Astrid Peterkord

Das Formenzeichnen fällt in den Bereich des Kunstunterrichtes, der sich von der ersten Klasse bis zum Schulende durchzieht. Malen  und Zeichnen sind Bestandteile des Faches Bildende Kunst.

Das Formenzeichnen steht am Anfang des Zeichnens und erstreckt sich durch die ersten Schuljahre bis zur 6. Klasse.

Durch das Formenzeichnen wird der Schönheitssinn der Kinder angesprochen. Die Schönheit fordert Anschaulichkeit und unmittelbare Empfindung. Die Formen sollen nicht nur verstanden, sondern auch gefühlt werden.

Schaut man auf die Veränderung der Formensprache im Verlauf des Schulunterrichtes, stellt man eine Beziehung zwischen dem Inhalt des Formenzeichnens und der Entwicklung der Kinder fest, das heißt, die Formqualität in den verschiedenen Klassenstufen wird verändert.

  • erste Klasse  -  Ganzheit der Formelemente 
  • zweite Klasse -Formspiegelung
  • dritteKlasse - Metamorphose
  • vierte Klasse- Flechtbändern
  • fünfte Klasse- griechische Ornamente

Siehe dazu auch:Die Hand denkt. Warum gibt es Formenzeichnen? Von Olga Schiefer, September 2015

Viel Formensprache unserer industrialisierten Welt beruht auf geformten Blech. Bleche aus verschiedenen Metallen werden vielfältig eingesetzt um Autos, Maschinengehäuse, Tanks, Möbel, Öfen, Dächer, Dosen etc. zu fertigen.

Im Rahmen des handwerklich - künstlerischen Unterrichts lernen die Schüler der 9. Klasse den Umgang mit Metallen kennen. Dabei geht es um erste Erfahrungen mit der Bearbeitung von Metallen. Anzeichnen, Ausschneiden, Feilen, Entgraten von Blechen, sowie die plastische Umformung von Flächen zu Hohlkörpern mit Hilfe von Werkzeugen. Das bildsame Kupfer ist das Ausgangsmaterial und hat eine ganze Zeitepoche der Menschheitsentwickelung geprägt.

Viele gezielte Schläge sind erforderlich um das Kupfer in die gewünschte Verformung zu bringen. Beim Auftiefen wird das Blech immer weiter gedehnt und die Schüler stellen beim Arbeiten fest, dass das Blech immer unnachgiebiger und härter wird, je länger sie hämmern. Nun findet durch das Glühen eine Verwandlung statt. Das bis zum Bersten versprödete Kupfer, wird durch das Glühen und das plötzliche Abschrecken in kaltem Wasser, wieder weich und formbar.

So ist das Kupfertreiben ein rhythmischer Formprozess, zwischen Formen und wieder formbar machen. Erst wenn die fertige Form entstanden ist und ein letzter Glühvorgang die letzte Phase im Arbeitsprozess eingeläutet hat, wird das Kupfer unter den Planierschlägen des Schülers, in eine straffe, gleichmäßige Form mit perfekt gespannter Oberfläche gehämmert.

Die Schüler müssen beim Kupfertreiben auch einen Formprozess durchlaufen. Nur mit konsequentem Gleichmaß in den Schlägen mit dem Hammer, lässt sich das Kupfer genau und fein bearbeiten und in die gewünschte Form bringen.

Der Prozess der Umformung einer Kreisfläche (Kupferblech) zu einem Raumkörper (Schale) macht die Erweiterung um eine Dimension zum Raum für die Schüler erlebbar und nimmt Bezug auf den Geometrieunterricht.

mehr Schülerarbeiten aus dem Metalltreiben in unserer Bildergalerie

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Wie alle Gewerke soll auch das Buchbinden zum Hineinwachsen in eine Sphäre beitragen, die sich aus bestimmten Vorstellungen, Formen, Werkstoffen und Werkzeugen zusammensetzt. Im Handwerk besteht die große Chance, sich auch gefühlsmäßig intensiv mit etwas verbinden zu können und im Prozess und Ergebnis seine Eigenarten zu entdecken ("das hat meine Handschrift!"). Dieses Ringen mit sich und dem Ziel, die Achtung vor einer handwerklich runden Sache kann dabei im Miteinander erlebt werden.

Vermittelte Qualitäten:

Beim Buchbinden kommt es vor allem auf eine gedankliche Auseinandersetzung mit Werkstoff und Arbeitsprozess an. Die spontane schöpferische  Gestaltungsmöglichkeit verbindet sich mit konsequenter, detaillierter Planung und Durchführung, d.h. konstruktive Vorstellungen werden in gegliederte, in sich folgerichtige  Arbeitsprozesse zerlegt. Zur Aufgabe einer künstlerischen Gestaltung gehört der ästhetische Einklang von Form und Funktion eines Werkstückes ebenso wie eine materialgerechte Umsetzung.

Die Ordnungsprinzipien zwangsläufig aufeinander aufbauender Handgriffe werden dabei aus der Sache erfahrbar und tragen zur Schulung der Umsicht im Denken und Handeln bei (manuelle Disziplin, Präzision, Sorgfalt).

Arbeiten:

  • Grundlagenkenntnisse zu den Werkstoffen (Pappe, Papiersorten, Gewebe, Leder, Klebstoffe)
  • Handhabung, Herstellung und Gestaltung von Einbandmaterialien
  • Handhabung von Werkzeug und Maschinen (Pressen, Schneidemaschinen usw.)
  • Werkstücke [a) nach Vorgabe b) nach eigenem Entwurf (Berücksichtigung des Buchinhaltes für die künstlerische Ausgestaltung in der Wahl von Material, Form und Farbe
    • Mappen verschiedener Art
    • Bücher (vom Schneiden, Falzen und Heften zum Halb-, Ganzleinen)
    • Kartonagen
    • Foto: Malin Schmitz
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Durch das geordnete Zusammenfassen loser Einzelteile in ein festes Gefüge und der Gestaltung eines in Proportion und Form harmonischen Innenraums werden besonders der Tastsinn und die Gestaltungskräfte angesprochen.

Außerdem können beim Korbflechten das rhythmische Empfinden, Geduld und Beharrlichkeit bzw. Konsequenz und Standfestigkeit im Umgang mit dem Material erprobt werden.

Vermittelt werden dabei die Grundflechtarten wie: Fitzen-, Kimme-, Zaun- bzw. Schichttechnik und Randabschlüsse (evtl. auch Henkeltechniken).

Zur Reflexion des Arbeitsprozesses werden sowohl Beschreibungen dieser Techniken (Vorgangsbeschreibung

mit Skizzen) als auch Erläuterungen ihrer Zweckdienlichkeit beim Aufbau eines Korbes verlangt.

Foto: Rebecca Dietzel

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Das Fach Gartenbau vermittelt jungen Menschen eine Beziehung zu der sie umgebenden natürlichen Welt, die Kopf, Herz und Hand umfasst. Wir möchten unseren Schülern die Arbeit in der Natur nahe bringen. Die Schule verfügt über drei Schulgärten, zwei auf unserem Gelände, einer außerhalb.

Im Zeitalter der digitalen Bildmedien kann der "Pädagogische Gartenbau" als Unterrichtsfach der Waldorfschulen einen wichtigen Beitrag leisten, um die Jugendlichen an die Natur - unsere Lebensgrundlage - heranzuführen. Deswegen sollten Kinder die natürliche Mit-Welt wahrnehmen, genießen und beobachten lernen.

dazu auch: Erziehungskunst: Schule der Authenzitiztät und Erdung, Ausgleich, Balance! Gartenbau-Unterricht in Zeiten virtueller Welten 

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Ein individueller Blick aus der Praxis von Folkert Neumer

Der Kochunterricht ist ein fester Bestandteil des Lehrplanes der Rudolf Steiner Schule Bochum. In einer Doppelstunde pro Woche wird er in den siebten und achten Klassen im Wechsel mit den Gewerken Schneidern und Schreinern gegeben. Im Förderschulbereich ist das Angebot umfangreicher, da hier im siebten Schuljahr wöchentlich drei Stunden und im neunten und zehnten Schuljahr wöchentlich acht Stunden im Wechsel mit anderen Gewerken gegeben werden. 

Der alltagspraktische Bezug macht es den Schülern leicht, einen positiven Zugang zum Kochunterricht zu finden. Essen ist für jeden ein zentrales Thema und dass das Produkt eines Unterrichts am Ende gegessen werden kann, wird in der Regel als Belohnung wahrgenommen. 

Das Staunen, Ergreifen und Begreifen findet in der Schulküche im wahrsten Sinne des Wortes statt, wenn die Schüler die Lebensmittel als Rohstoffe – also unverarbeitet und in ihrer natürlichen Form – kennen und verarbeiten lernen. Dass diese überwiegend regional, ökologisch und saisonal zusammengestellt sind, ist nicht nur eine Frage der Vernunft, sondern in erster Linie auch eine Frage des Geschmacks und kommt zudem dem aufrichtigem Bedürfnis der Schüler nach „gutem Essen“ entgegen. Nicht umsonst setzt der Kochunterricht in der siebten  und achten Klasse  parallel zur Ernährungslehre im Hauptunterricht an, denn im Alter von 12 – 14 Jahren sind die Schüler noch empfänglich für die Qualität der Nahrung, die sie täglich zu sich nehmen. Sie sind empört, wenn sie erfahren, dass eine Champignoncremesuppe aus der Tüte „lügt“, weil in einer Portion für vier Personen der Geschmack nicht von den enthaltenen 2 Gramm Champignons, sondern in der Regel von chemischen Aromen und Geschmacksverstärkern herrührt. 

Der mit der Hand geknetete Teig, die aus Eiern und Öl selbst aufgeschlagene Mayonnaise und der Duft von frisch gehackten Kräutern  machen den Kochunterricht zu einem umfassenden sinnlichen Erlebnis. 

Das handwerkliche Geschick, das Gespür für die richtigen Mengen, Temperaturen und Garzeiten und die soziale Komponente des gemeinsamen Kochens und Essens stellen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für jeden einzelnen Schüler dar, die auch auf andere Lebensbereiche positiv ausstrahlen können. Eine kritische Reflexion der geleisteten Arbeit findet in der Regel bereits beim Essen selbst statt, nämlich wenn der Topf leer wird oder vielleicht auch mal die Hälfte übrig bleibt, weil das Rezept nicht beachtet wurde. Eindeutiger kann selbst eine Rückmeldung durch den Lehrer nicht sein.

Gutes Essen ist ein Kulturgut, über das wir uns einerseits identifizieren und das andererseits soziale Begegnungen fördert und ermöglicht. Der ungezwungene und selbstverständliche Umgang mit der Zubereitung von Nahrung gehört in den Lehrplan der Schule, besonders wenn das Essen zu Hause längst seinen „rituellen“ Charakter verloren hat, da keine Zeit und keine Ruhe mehr dafür zur Verfügung steht. 

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Der Unterricht im Fach Handarbeit

  • • entwickelt Feinmotorik, Handgeschicklichkeit und Präzision
  • • fördert die Selbstständigkeit
  • • fördert Kreativität, Phantasie und Ausdruckskraft und den ästhetischen Sinn
  • • entwickelt das Empfinden für Material, Form und Farbe sowie das Verständnis und die Wertschätzung für verschiedene Werkstoffe
  • • entwickelt Sorgfalt und Ausdauer sowie die Fähigkeit, Arbeitsabläufe zu planen und auszuführen
  • • erlaubt durch praktisches Tun Einblick zu gewinnen in das Zusammenspiel handwerklicher, kultureller und wirtschaftlicher Aspekte
  • • gibt Anregung zur Freizeitgestaltung und Berufsfindung
  • • erfasst die SchülerInnen in ihrer ganzen Persönlichkeit und hat deren harmonische Entwicklung zum Ziel
  • • vermittelt technische Fertigkeiten

Dass durch die frühe Betätigung beider Hände nicht nur die Geschicklichkeit trainiert wird, sondern dadurch auch über beide Gehirnhälften die geistige Konzentration und damit kreatives und strukturelles Denken geschult wird, hat bereits Aristoteles erkannt und wie folgt ausgedrückt:

Der Mensch empfing die Hand, weil er den Geist empfing.

Bereits beim Stricken im 1. Schuljahr werden beide Hände gleichermaßen beansprucht. Masche für Masche versuchen die SchülerInnen, den Faden von einer Nadel auf die andere zu heben; sie bemühen sich, den Faden in richtiger Weise zu schlingen und dabei keine Masche fallen zu lassen. Bei dieser Tätigkeit wird neben der feinmotorischen Handfertigkeit und der Schulung beider Gehirnhälften noch etwas anderes geschult: Wer Erstklässler beim Stricken schon beobachtet hat, der weiß, dass dies ein erhebliches Maß an Durchhaltevermögen erfordert. Das Tun mit den Händen ist auch ein soziales Tun. Die SchülerInnen werden zur gegenseitigen Unterstützung aufgefordert.

aus: 

Ernst-Michael Kranich: Die Intelligenz der Hände - Hand-Arbeit und Gehirnentwicklung 

Rudolf Steiner, Herausgegeben von Hedwig Hauck: Kunst und Handarbeit - Anregungen von Rudolf Steiner für Pädagogen und Künstler

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In der Schneiderepoche der neunten Klasse wird ein Bekleidungsstück hergestellt. Die Schüler arbeiten eine Hose, ein Hemd oder Kleid für sich. Dabei werden grundlegende Fertigkeiten im Umgang mit Schnittmustern, Zuschnitt, Maßnehmen und natürlich der Bekleidungsfertigung vermittelt.

Gleich von der ersten Klasse an lernen alle Schüler im Handarbeitsunterricht künstlerisch gestaltete und nützliche Dinge für andere Menschen und für sich selbst anzufertigen. Die Fingerfertigkeit, die das Kind sich mit der Handarbeit erwirbt, wirkt sich in seiner gesamten Entwicklung aus: Mit jeder feinen Bewegung formt sich das Gehirn differenzierter; je geschickter die Kinder ihre Finger bewegen, desto lebendiger werden ihre Gedanken.

Fotos: Silvia Paul

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Die Darstellende Geometrie wird in Klasse 9 unterrichtet schult das räumliche Vorstellungsvermögen und Denken. 

Diese Fähigkeit liegt, wenn sie nicht bewusst geschult wird, brach und verkümmert. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung beklagt einen eklatanten Rückgang der Kompetenzen des räumlichen Denkens und Vorstellens.

Die Schüler erlangen durch das Fach

  • Verständnis für die die grundlegenden Probleme, die durch die Abbildung des dreidimensionalen Raumes in eine zweidimensionale Ebene entstehen
  • wissen, wie räumliche Probleme mit Zirkel und Lineal konstruktiv in der Ebene des Zeichenpapiers gelöst werden können
  • besitzen Raumanschauungsvermögens und die Befähigung zu räumlichem Denken

Schon in der ersten Klasse werden geometrische Fertigkeiten im Formen-Zeichnen vorbereitet.  Sie werden in der Darstellenden Geometrie, in Teilbereichen der Mathematik, der Chemie und in der  Kunstgeschichte Aufgegriffen. Praktische Anwendung findet sie im Werkunterricht in Aufriss-Zeichnungen oder im Feldmess-Praktikum bei den Kartierungen.

Die Praktika der Oberstufe sind an anderer Stelle beschrieben.